
Auf einen Blick
- Perfekter Sushi-Reis ist 80 Prozent des Erfolgs: Reis waschen bis das Wasser klar ist, körperwarm verwendenEin scharfes Messer ist unverzichtbar, stumpfe Messer zerquetschen die Rollen
- Weniger ist mehr: Maximum 3 Zutaten pro Rolle, sonst fällt sie auseinander
- Nur Sushi-Grade Fisch verwenden, bei Unsicherheit gekochte Alternativen wählen (Garnelen, Surimi)Tezu (Essigwasser) verhindert, dass Reis an den Händen klebt beim Rollen
- Häufigster Fehler: Zu viel Reis verwenden, dünnere Reisschicht ermöglicht mehr Geschmack
- Übung macht den Meister: Die ersten 20 Nigiri werden hässlich sein, das ist normal
Sushi selber machen: Schwieriger als es aussieht, aber machbar
Du hast dich schon immer gefragt, wie Sushi-Meister diese perfekten Rollen und Nigiri zaubern? Die gute Nachricht: Mit den richtigen Techniken und etwas Übung kannst auch du zu Hause beeindruckendes Sushi zubereiten. Die schlechte Nachricht: Es ist anspruchsvoller, als die meisten YouTube-Videos suggerieren.
Ich habe mit Ryohey gesprochen, unserem Sushi-Meister bei MOGGI in Nürnberg, der über 15 Jahre Erfahrung in hochklassigen japanischen Küchen hat und in der traditionellen Edomae-Technik ausgebildet wurde. Seine Insider-Tipps und häufigsten Fehler, die er bei Anfängern sieht, teile ich hier mit euch.
Bereit, Sushi wie ein Profi zuzubereiten? Los geht's.
Was du wirklich brauchst: Equipment für Sushi-Anfänger
Bevor du loslegst, hier die essentiellen Tools. Kein Schnickschnack, nur das Nötige.
Must-Haves (ohne geht es nicht):
Sushi-Reis (Koshihikari oder ähnlich)
Normaler Langkornreis funktioniert NICHT. Du brauchst kurzkörnigen japanischen Reis, der klebrig wird.
Reisessig (Sushi-zu)
Für die typische leicht säuerliche Note. Mischung aus Reisessig, Zucker und Salz.
Nori-Blätter (Algenblätter)
Achte auf Qualität - billige Nori schmecken nach nichts und reißen leicht.
Bambusmatte (Makisu)
Zum Rollen unverzichtbar. Wickel sie in Frischhaltefolie, dann klebt kein Reis daran.
Sehr scharfes Messer
Das wichtigste Tool überhaupt. Ein stumpfes Messer zerquetscht die Rollen statt sie zu schneiden.
Kleine Schüssel mit Essigwasser (Tezu)
Verhindert, dass Reis an deinen Händen klebt. Mischung: 3 EL Reisessig + 250ml Wasser.
Nice-to-Haves (machen es einfacher):
- Reiskocher (alternativ: Topf mit Deckel)
- Hangiri (flache Holzschüssel zum Abkühlen des Reis)
- Shamoji (Reis-Löffel aus Holz)
- Plastikhandschuhe (für Anfänger, bis du das Tezu-Prinzip beherrschst)
Schritt 1: Perfekten Sushi-Reis zubereiten
Der Reis macht 80 Prozent des Erfolgs aus. Kein Scherz. Du kannst den teuersten Fisch kaufen - mit schlechtem Reis wird dein Sushi mittelmäßig.
Ryoheys Reis-Formel:
Zutaten für 4 Personen:
- 400g Sushi-Reis (ungekocht)
- 480ml Wasser
- 80ml Reisessig
- 2 EL Zucker
- 1 TL Salz
Die Zubereitung:
Schritt 1: Reis waschen (ja, wirklich waschen)
Das ist der Schritt, den die meisten überspringen - und genau hier beginnt das Desaster.
- Reis in eine große Schüssel geben
- Mit kaltem Wasser bedecken
- Mit den Händen kreisend durchspülen (30 Sekunden)
- Trübes Wasser abgießen
- Wiederholen bis das Wasser fast klar ist (4-6 Durchgänge)
Warum? Du entfernst überschüssige Stärke. Sonst wird der Reis matschig statt klebrig.
Schritt 2: Reis kochen
- Gewaschenen Reis mit 480ml Wasser in einen Topf geben
- Zugedeckt zum Kochen bringen
- Hitze auf niedrigste Stufe reduzieren
- 15 Minuten köcheln lassen (NICHT umrühren, NICHT Deckel öffnen)
- Vom Herd nehmen, 10 Minuten mit Deckel ruhen lassen
Ryoheys Profi-Tipp: "Die 10 Minuten Ruhezeit sind heilig. Hier zieht der Reis die restliche Feuchtigkeit und wird perfekt."
Schritt 3: Sushi-zu (Würzmischung) vorbereiten
Während der Reis kocht:
- 80ml Reisessig mit 2 EL Zucker und 1 TL Salz in einem kleinen Topf erwärmen
- Rühren bis Zucker und Salz komplett aufgelöst sind
- NICHT kochen, nur erwärmen
Schritt 4: Reis würzen
Das ist der magische Moment:
- Reis in eine große, flache Schüssel geben (idealerweise Hangiri)
- Sushi-zu gleichmäßig über den Reis träufeln
- Mit einem Holzlöffel (Shamoji) in schneidenden Bewegungen unterheben - NICHT rühren
- Gleichzeitig mit einer Zeitung oder Fächer Luft zuführen (kühlt ab und macht glänzend)
- Ziel-Temperatur: Körperwarm (ca. 36 Grad Celsius)
Häufigster Fehler: Reis zu kalt oder zu heiß verwenden. Kalter Reis lässt sich nicht rollen, heißer Reis macht dein Nori matschig.
Schritt 2: Fisch richtig vorbereiten
Welchen Fisch kannst du verwenden?
Für Anfänger empfohlen:
- Lachs (Zucht-Qualität, explizit als Sushi-Grade gekennzeichnet)
- Thunfisch (wenn du eine vertrauenswürdige Quelle hast)
- Surimi (Krebsfleisch-Imitat - kein echter Fisch, aber für Anfänger sicher)
Absolut tabu für Rohverzehr:
- Normaler Supermarkt-Fisch (nicht sicher für roh)
- Süßwasserfisch ohne spezielle Behandlung
- Fisch der nicht explizit "Sushi-Grade" ist
Wie schneide ich Fisch richtig?
Ryoheys Schneidetechnik:
- Messer schärfen - Ein scharfes Messer ist Pflicht
- Gegen die Faser schneiden - Das ist der Trick für Zartheit
- 45-Grad-Winkel - Nicht senkrecht, sondern schräg ansetzen
- Eine Bewegung - Durchziehen, nicht sägen
- 5-7mm Dicke - Dünner = zäh, dicker = zu dominant
Profi-Trick für Anfänger: Leg den Fisch 15 Minuten ins Gefrierfach, bevor du ihn schneidest. Leicht angefroren lässt er sich präziser schneiden.
Schritt 3: Maki-Rollen wie ein Meister
Jetzt wird es spannend. Hier sind die Techniken, die den Unterschied machen.
Vorbereitung:
- Bambusmatte in Frischhaltefolie wickeln
- Schüssel mit Tezu (Essigwasser) bereitstellen
- Alle Zutaten griffbereit legen
- Nori-Blatt mit der rauen Seite nach oben auf die Matte legen
Die perfekte Rolle - Schritt für Schritt:
1. Reis verteilen
- Hände ins Tezu tauchen, abschütteln
- Eine kleine Handvoll Reis nehmen (ca. 80-100g)
- Gleichmäßig auf dem Nori verteilen
- WICHTIG: 2cm am oberen Rand frei lassen
- Reis dünn verteilen - du solltest das Nori durchscheinen sehen
Ryoheys Regel: "Weniger Reis ist mehr Geschmack. Die meisten Anfänger nehmen viel zu viel Reis."
2. Füllung platzieren
- Eine Linie Füllung ca. 2cm vom unteren Rand entfernt platzieren
- Nicht zu viel - besser weniger und nachher mehr Rollen machen
- Maximum 3 verschiedene Zutaten (sonst fällt es auseinander)
3. Rollen - der kritische Moment
- Mit beiden Daumen die Matte am unteren Rand anheben
- Über die Füllung klappen
- Mit leichtem Druck rollen, dabei die Füllung mit den Fingern fixieren
- Die Matte immer wieder zurückziehen, nicht mitrollen
- Am Ende mit etwas Wasser den freien Nori-Rand befeuchten und festdrücken
4. Formen und festigen
- Fertige Rolle in die Matte einwickeln
- Mit sanftem, gleichmäßigem Druck zu einer festen Rolle formen
- Nicht zu fest drücken (zerquetscht) aber auch nicht zu locker
5. Schneiden
Das ist der Moment der Wahrheit:
- Messer mit nassem Tuch abwischen (vor jedem Schnitt)
- Rolle halbieren
- Jede Hälfte dritteln (ergibt 6 Stücke)
- Eine gleitende Sägebewegung, kein Druck
Warum fällt meine Rolle auseinander?
- Zu viel Füllung
- Zu wenig Druck beim Rollen
- Messer nicht scharf oder nass genug
- Reis war nicht richtig klebrig
Schritt 4: Nigiri formen (die Königsdisziplin)
Nigiri sind die wahre Kunst. Ryohey braucht 8-10 Sekunden pro Stück. Bei Anfängern dauert es eher 2-3 Minuten - und das ist okay.
Die Technik:
1. Reis portionieren
- Ca. 20g Reis (etwa ein gehäufter Esslöffel)
- In der linken Hand zu einem länglichen Oval formen
- 5-6 Mal leicht drücken und drehen
2. Wasabi auftragen
- Winzige Menge Wasabi auf die Unterseite des Fischs
- Wirklich nur eine Erbsengröße
3. Zusammenfügen
- Fisch in die linke Handfläche legen
- Reis darauf platzieren
- Mit Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand Form geben
- Drehen und nochmals leicht drücken
- Auf beiden Seiten die Kanten formen
Ryoheys Geheimnis: "Der Reis sollte locker zusammenhalten. Wenn du ein Nigiri aufhebst und es sich fest anfühlt, hast du zu viel Druck verwendet. Es sollte fast auf der Zunge auseinanderfallen."
Übung macht den Meister:
- Deine ersten 10 Nigiri werden hässlich sein - normal
- Ab dem 20. wirst du den Dreh raushaben
- Ab dem 50. siehts passabel aus
- Nach 200 Stück bist du confident
Die 10 häufigsten Fehler bei der Sushi-Zubereitung
Ryohey hat tausende Anfänger gesehen. Das sind die Klassiker:
1. Falscher Reis verwendetVerwende NUR japanischen Rundkornreis. Basmati oder Jasmin-Reis werden niemals kleben.
2. Reis nicht gewaschenUngewaschener Reis wird matschig. Wasch ihn, bis das Wasser klar ist.
3. Zu viel Reis in der RolleWeniger ist mehr. Eine dünne Schicht reicht völlig.
4. Fisch aus dem normalen SupermarktNur Sushi-Grade Fisch verwenden. Bei Unsicherheit: Gekochte Zutaten nehmen (Garnelen, Surimi, gegrillter Lachs).
5. Stumpfes MesserEin stumpfes Messer zerquetscht die Rolle. Investiere in ein scharfes Messer oder lass es schleifen.
6. Zu viel FüllungMaximum 3 Zutaten. Sonst wird's eine Explosion statt einer Rolle.
7. Nori-Blatt falsch rumDie raue Seite sollte nach oben zeigen (da kommt der Reis drauf).
8. Zu fest rollen/drückenSushi sollte zart sein, nicht zusammengepresst wie ein Backsteinziegel.
9. Reis zu kaltKalter Reis lässt sich nicht formen. Körperwarm ist perfekt.
10. Zu ungeduldigSushi braucht Zeit, Ruhe und Wiederholung. Gönn dir den Prozess.
Einfache Sushi-Rezepte für Anfänger
California Roll (perfekt zum Üben)
Zutaten:
- Sushi-Reis
- Nori-Blatt (halbiert)
- Surimi-Sticks
- Avocado (in Streifen)
- Gurke (in Streifen)
- Sesam
Besonderheit: Inside-Out Roll (Reis außen)
- Nori mit Reis bedecken
- Umdrehen (Reis liegt jetzt auf der Matte)
- Füllung auf das Nori legen
- Rollen wie gewohnt
- In Sesam wälzen
Warum für Anfänger gut: Reis außen verzeiht Fehler besser, Zutaten sind günstig, kein roher Fisch.
Gurken-Maki (Kappa-Maki)
Zutaten:
- Sushi-Reis
- Nori-Blatt
- Gurke (in dünne Streifen)
Vorteil: Simpel, vegan, super zum Reis-Roll-Verhältnis perfektionieren.
Lachs-Avocado Roll
Zutaten:
- Sushi-Reis
- Nori-Blatt
- Sushi-Grade Lachs (dünn geschnitten)
- Avocado
Tipp: Das ist der Klassiker. Wenn du den beherrschst, beherrschst du die Basics.
Sushi aufbewahren und servieren
Aufbewahrung:
Sofort essen ist am besten, aber wenn du aufbewahren musst:
- Mit feuchtem Tuch abdecken (nicht luftdicht in Frischhaltefolie)
- Maximum 2-3 Stunden bei Raumtemperatur
- Nie im Kühlschrank (Reis wird hart)
Servieren:
Das gehört dazu:
- Soja-Sauce in einem kleinen Schälchen
- Eingelegter Ingwer (Gari) - neutralisiert zwischen verschiedenen Sorten
- Wasabi - frisch gerieben ist 100x besser als Paste aus der Tube
- Nasses Tuch zum Händereinigen
Anrichten:
- Auf einem länglichen Teller oder Holzbrett
- Mit etwas Abstand zwischen den Stücken
- Garnieren mit Sesam, Frühlingszwiebeln oder Rogen
Profi-Tipps von Ryohey für Fortgeschrittene
Wenn du die Basics drauf hast, probier diese Techniken:
1. Reis leicht variierenManche Profis mischen etwas gerösteten Sesam unter den Reis - gibt Textur und Geschmack.
2. Fisch leicht marinierenThunfisch 10 Minuten in Soja-Sauce mit etwas Mirin einlegen - intensiviert den Geschmack.
3. Abflammen (Aburi-Style)Lachs-Nigiri mit einem Bunsenbrenner kurz abflammen - gibt eine karamellisierte Note.
4. Eigene Saucen kreierenSpicy Mayo (Mayo mit Sriracha), Eel-Sauce, Yuzu-Ponzu - hebt dein Sushi auf ein neues Level.
5. Tempura in RollenGarnelen-Tempura als Füllung macht die Rolle crunchy und saftig zugleich.
Hygiene und Sicherheit bei rohem Fisch
Das Wichtigste zum Schluss:
Nur Sushi-Grade Fisch verwenden
- Gekennzeichnet als "Sushi-Grade" oder "Sashimi-Grade"
- Von vertrauenswürdigen Fischhändlern
- Frag nach, wenn unsicher
Richtige Lagerung
- Unter 4 Grad Celsius
- Maximum 1-2 Tage
- In luftdichter Verpackung
GefriermethodeFisch der als "Sushi-Grade" verkauft wird, wurde meist bereits eingefroren (tötet Parasiten). Wenn du dir unsicher bist: 7 Tage bei -20 Grad einfrieren.
Schwangere, Kinder, ImmungeschwächteSollten auf rohen Fisch verzichten. Alternativen: Gegarte Garnelen, vegetarische Rollen, gegrillter Lachs.
Fazit: Übung macht den Sushi-Meister
Sushi zubereiten ist eine Kunst, die Geduld erfordert. Deine ersten Rollen werden nicht perfekt sein - und das ist völlig okay. Selbst Ryohey hatte einen ersten Tag, an dem nichts klappte.
Was du heute mitnehmen solltest:
- Perfekter Reis ist die halbe Miete
- Weniger Reis, mehr Füllung
- Scharfes Messer ist unverzichtbar
- Üben, üben, üben
Und wenn du mal sehen willst, wie es ein Profi macht:
Bei MOGGI in Nürnberg könnt ihr Ryohey direkt an der Sushi-Bar bei der Arbeit zusehen. Er beantwortet gerne Fragen und zeigt euch seine Techniken live. Reserviert einen Platz an der Bar und erlebt die Edomae-Tradition in Aktion.
Außerdem könnt ihr so direkt vergleichen: Wie schmeckt selbstgemachtes Sushi vs. Sushi von einem Meister mit 15+ Jahren Erfahrung? Der Unterschied wird euch inspirieren, weiter zu üben.
📍 MOGGI Asian Kitchen & Bar
Katharinengasse 14, 90403 Nürnberg
Telefon: 0911 63290791
Web: www.moggi.de


